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Luana, ein Koboldmädchen in Hallein

Ein Märchen von Karoline Haunsperger

Veronika, ein Mädchen von 12 Jahren mit schulterlangen, dunkelblonden Haaren und haselnussbraunen Augen war erst im Juni nach Hallein gezogen. Die Familie wohnte in einem alten Stadthaus, direkt im Zentrum. Das Mädchen vermisste ihre Großeltern und ihre Freunde sehr. Heute waren die Eltern arbeiten und Veronika war langweilig. Sie beschloss, den alten Dachboden zu erkundigen. Vorsichtig ging sie die hölzerne Stiege hinauf und öffnete die schwere Türe. Einige verstaube Kisten standen herum. Neugierig öffnete sie eine nach der anderen. Einmachgläser und vergilbtes Zeitungspapier kamen zum Vorschein. Plötzlich hörte sie ein seltsames Geräusch. Sie hielt inne. Woher kam dieses Wimmern? War es eine Katze?

Das Seufzen kam vom Kamin. Vorsichtig öffnete Veronika das Putztürchen des Kamins. Sie erblickte ein etwa 20 cm großes Mädchen mit rotblonden, hüftlangen Haaren. Wasserblaue Augen starrten sie entsetzt an. Das kleine Wesen war zu schwach um davonzulaufen. Veronika hob das Mädchen behutsam auf und lief mit ihm in ihr Zimmer. Dort kramte sie hastig ihre Puppensachen hervor, die kleine Puppenwiege, das Puppengeschirr. Sie legte sie vorsichtig ins Bettchen. In der Küche fand sie Gemüsesuppe. Liebevoll flösste sie ihrem Findling die stärkende Nahrung ein. Sein Atem war flach und das Herz schlug sehr schwach. Das kleine Wesen aß und schlief, schlief und aß drei Tage lang. Das seltsame Geschöpf erholte sich nur langsam. Es war ein Koboldmädchen und hieß Luana. Luana war mit den Kelten hierher gezogen. Ihre Brüder und Schwestern blieben nicht lange in Hallein, aber Luana liebte diese Stadt und schenkte ihr ihr Herz. Je schwächer die Aura, die Ausstrahlung von Hallein wurde, umso schwächer wurde auch Luanas Herz.

Veronika nahm Luana überall mit. Sie versteckte Luana in ihrer roten Handtasche. Gemeinsam besuchten sie das Freibad Hallein. Sie vergnügten sich im kühlen Nass, spielten mit den anderen Kindern. Öfters sahen sie sich einen lustigen Film im Stadtkino an und fuhren mit dem Rad die Salzach entlang.

Luana wusste viel über Hallein. Sie erzählte Veronika die seltsamsten Ereignisse, die Besiedelung durch die Kelten, die Germanen, die Römer, die reichen Kaufleute, die Salzgewinnung, über die Salzach-Schifffahrt, die Bierbrauerei, über Franz Xaver Gruber, dem Komponisten von „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Das Koboldmädchen zeigte ihrer Freundin die alten, schönen Häuser, die alten Inschriften, die Innenhöfe, die kleinen, nicht beachteten Kunstwerke der Stadt. Hallein strömte ein südliches Flair aus, das nur bestimmte, sensible Menschen spüren konnten.

An den Wochenenden unternahmen die Eltern mit Veronika Ausflüge. Luana war immer mit. So fuhren sie auf den Dürrnberg und besuchten das Schaubergwerk. Hier wurde einst Salz abgebaut. Begeistert rutschen die Mädchen die Rutschen hinunter, genossen die Bootsfahrt auf dem unterirdischen Salzsee, bestaunten die Grotte. Danach ging es ins Keltendorf. Luana erzählte ihr von den Fürsten, den Bergknappen und den Handwerkern. Anschließend bewunderten sie die Ausgrabungen im Keltenmuseum.

Veronika liebte Musik und spielte Querflöte. So fuhr die Familie zum Gstanzlsingen ins Hofbräu Kaltenhausen. Welch großartiges Ereignis.

Mit den Eltern besuchten sie an einem Freitagabend das Moonlight shopping. Viele Menschen tummelten sich in der Altstadt. Sie lachten, amüsierten sich. Live Musik durchströmte die Gassen.

Die Familie vergnügte sich beim Halleiner Stadtfest und bei der Italienischen Nacht. Zwei Großereignisse! Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt. Die warmen Sommerabende verstärkten die südliche Atmosphäre. Es wurde bis spät in die Nacht gefeiert, gesungen, getanzt.

„Salzburger Festspiele auf der Pernerinsel“ lasen die Mädchen. Veronika staunte, dass ein Teil der berühmten Festspiele hier in Hallein, auf der Pernerinsel aufgeführt wurde. Begeistert erzählte sie beim Abendessen davon. Der Vater versprach ihr, für nächstes Jahr Karten zu besorgen.

Die Sommerferien vergingen wie im Flug und der erste Schultag in der Musikhauptschule Burgfried stand bevor. Veronika schlief unruhig, sie hatte Angst und Bauchweh. Papa spazierte mit seinem großen Mädchen zur Schule. Luana, versteckt in der roten Handtasche, begleitete sie. Neugierig starrten fünfundzwanzig Kinder die Neue an. Die Lehrerin begrüßte Veronika und stellte sie den Klassenkameraden vor. Freundlich wurde sie aufgenommen. Veronikas Nervosität schwand. Am nächsten Tag freute sie sich bereits auf die neue Schule, die neuen Lehrer, die neuen Schüler. Schnell schloss sie Freundschaften und war bei allen beliebt.

Luana wurde kräftiger. Sie gewann ihre Zauberkräfte zurück. Sie konnte sich unsichtbar machen und an einen bestimmten Ort wünschen. Aber ruhig und stark schlug ihr Herz noch nicht. Auch Hallein hatte ein Herz, aber es schlug nicht kräftig. Irgendetwas musste dagegen unternommen werden. Die Mädchen überlegten und überlegten.

Die Auslagen einiger Geschäfte waren schon in die Jahre gekommen. Etliche Geschäfte standen leer. Dies störte das Stadtbild. Tüchtige Geschäftsleute, Handwerker, Künstler sollten die Stadt beleben.

In den Nächten machte sich Luana unsichtbar und zauberte sich in die Schlafzimmer der Geschäftsinhaber. Sie setzte sich auf die Kopfpolster und flüsterte in die Ohren der Kaufleute: „Putzt eure Auslagen, erneuert die Stoffe, reinigt die Dekorationsstücke und gestaltet die Auslagen ordentlich und interessant.“ Die Menschen freuten sich über ihre neuen Ideen. Mit Eifer kauften sie neue Dekostoffe in schönen, hellen Farben, polierten, reinigten die Ziergegenstände, suchten, kauften neue Accessoires, preisten die Artikel sauber aus und bauten interessante Blickfänge ein. Nach kurzer Zeit verschönerten die Auslagen die Stadt. Eine Harmonie, eine Frische, strömten sie aus.

Beim Einkaufen in den Supermärkten, auf dem Markt an den Samstagen, im Kaffeehaus, im Eissaloon belauschten die Mädchen die Gespräche der Bewohner Halleins. So suchte eine arbeitslose Konditormeisterin neue Arbeit, ein Töpfer und Keramiker eine neue Herausforderung. Zwei Freundinnen, die gemeinsam die Modeschule besucht hatten, beklagten sich über den eintönigen Alltag.

Luana suchte sie nachts auf und wisperte in deren Ohren. „Mach doch ein kleines Teehaus/Cafe mit Gartenbenützung auf und back dir die Kekse, das Gebäck selbst“, waren Luanas Worte zu der arbeitslosen Konditorin. „Pachte dir ein kleines Geschäft mit zwei Räumen. In einem richtest du eine Werkstatt ein, der zweite ist dein Verkaufsraum. Nimm Souvenirs, aber keinen Kitsch“ in dein Sortiment auf und veranstalte Töpferkurse“, sprach sie zu dem Töpfer und Keramiker.

Den Damen flüsterte sie ins Ohr: „Das Schneidern ist euer Hobby. Ihr versteht etwas von Stoffen, kennt euch mit alten Trachten aus und ihr habt Wissen über die alten Muster und Stickereien. Eröffnet doch ein kleines Heimatwerk, ähnlich dem in Salzburg. Verkauft neben den Stoffen auch bäuerliches Geschirr, kleine Schilder aus Keramik wie Salz, Zucker, Küche etc. Schaut euch auf den Märkten um und kauft alte oder auf alt gemachte Bügeleisen, Kaffeereibmaschinen, Salztiegeln, Küchenwaagen, die ihr ebenso euren Kunden anbietet. Erstellt Schnittmuster! Diese und eure Waren stellt ihr ins Internet.“

Am nächsten Morgen und noch einige Tage danach dachten die Menschen über die Ideen nach. Sie begannen diese in die Tat umzusetzen. Geschäft um Geschäft wurde eröffnet. Aber auch andere Geschäftsleute ließen sich nieder. Die Aura der Stadt wuchs. Luana wurde lebhafter, fröhlicher.

Nun sollten auch die zehn Stadtteile enger zusammenrücken. Hallein sollte eine Einheit werden. Luana und Veronika beschlossen, einen wunderschönen Weihnachtsmarkt in der Saline zu verwirklichen. Ein Weihnachtsmarkt wie in St. Leonhard und in Hellbrunn, am Samstag und am Sonntag geöffnet.

Luana besuchte daher in der Nacht den Bürgermeister, den Vizebürgermeister und die Direktoren der Halleiner Schulen und flüsterte ihnen die Idee ins Ohr. Sie waren begeistert von diesem Vorhaben und waren einstimmig dafür. Die Schüler und Schülerinnen bastelten Weihnachtsschmuck, gossen Kerzen, stellten Krippen her, schnitzten Figuren, malten Glasbilder, erzeugten Holzkreuzchen, Schlüsselanhänger aus Metall, stellten Liköre her, nähten Tischdecken und Servietten, strickten Schals und Handschuhe. Auch die ansässigen Handwerker und Künstler wurden eingeladen, mitzutun und ihre Erzeugnisse, Produkte auf dem Weihnachtsmarkt zu verkaufen. Gerne nahmen sie die Herausforderung an. Es war ein beschaulicher Ort. Die Menschen genossen die weihnachtliche Stimmung. Einige Schüler unterstrichen die Adventstimmung mit weihnachtlicher Musik. In der Saline wurde ein Krippenspiel aufgeführt. Hallein strömte einen besonderen Reiz aus.

Auch die Vereine sollten sich einander nähern. Deshalb zauberte sich Luana nachts in die Schlafzimmer der Vereinsobmänner. „Organisiert doch gemeinsam einen Faschingsumzug durch Hallein, erarbeitet gemeinsam ein Konzept und verwirklicht dieses Projekt“, tuschelte sie in die Ohren. Tatsächlich arbeiteten die Vereine miteinander. Fleißige Hände werkten unermüdlich. Und am Faschingsonntag rollten die prachtvollen Umzugswägen durch die Stadt. Die Bürgerkorpskapelle und die Bergknappenmusik spielten auf. Verkleidete Menschen tummelten sich in den Straßen und Gassen. Die Zuschauer waren begeistert und ließen sich von der fröhlichen Stimmung mitreißen. Ein riesiger Erfolg für Hallein.

Veronika und Luana waren bei jedem Fest, jeder Aufführung und bei jedem Stadtereignis dabei. Sie freuten, lachten amüsierten sich. Luana war wieder ganz gesund. Sie strotzte nur so vor Kraft und Lebensfreude. Veronika fühlte sich in Hallein sehr, sehr wohl. Sie war hier zu Hause und hatte viele Freundschaften geschlossen.

Und Hallein? Die Stadt hatte eine Aura, eine angenehme Atmosphäre. Die Bewohner waren sich einig. Halleins Herz schlug kräftig. Diese lebens- und liebenswerte Stadt lebte.

Und die Gäste fanden, dass sich ein Besuch dieser Stadt unbedingt lohnt.

Hier sehen Sie einige Musterseiten des geplanten Märchenbuches mit Illustrationen von Iris Moosleitner. Das Buch ist in Hallein im Buchhandel erhältlich oder per e-Mail an office@herzfuerhallein.at zu bestellen.













Mehr über das Projekt "Luana"




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